Die Kirche

Die Kirche St. Cyriakus, Stupferich

Kirchenbau:
Der Bau der heutigen Kirche wurde im Jahr 1759 begonnen, hierzu wurde das alte Langhaus abgebrochen und auf dem alten Fundament neu errichtet. Vom Turm selbst wurde der untere Teil verwendet. Die Kirche wurde 1760 ganz fertiggestellt, die Weihe wurde nach 1765 vollzogen.
Wie die Kirche wohl im Jahr 1110 ausgesehen haben mag, vermag heute niemand mehr zu sagen. Man sagt wohl, dass sich der Altar an der Stelle befand, an der sich heute der Haupteingang befindet. Dokumentarisch ist dieser Tatbestand nirgends festgehalten. Einem Zeitungsbericht zufolge, der sich mit der Geschichte unseres Ortes befasst, war unsere im Codex Hirsaugiensis 1110 genannte Kirche aus Holz, die später abbrannte. Weder Akten des Bistums Speyer noch andere bestätigen diesen Sachverhalt. Der Bau einer neuen Kirche in Massivbauweise müsste schon vor 1438 erfolgt sein, da Stupferich ab dieser Zeit eine eigene Pfarrei unterhielt.
Mit Anwachsen der Gemeinde wurde auch die Kirche aus dem Jahr 1760 wiederum zu klein, so dass man im Jahre 1890 an ihre Erweiterung dachte und diesen Plan ernstlich in Erwägung zog. Für diesen Zweck waren in der Zeit von 1903 bis 1908 einhundertsechzigtausend Goldmark gespendet worden, um die Raumnot in der Kirche zu beheben. Diese sollte nun 670 Sitzplätze erhalten. Die Verhandlungen über einen Neubau scheiterten, der erste Weltkrieg ging 1918 zu Ende. An einen Erweiterungsbau der Kirche war in dieser Zeit nicht zu denken. Nach dem zweiten Weltkrieg musste auch Stupferich 360 Schwestern und Brüder aus den deutschen Ostgebieten aufnehmen. Die Kirche war wieder zu klein, um alle Gläubigen zu fassen.

So entschloss sich, wenn auch nach langen, schwierigen Verhandlungen mit der Kirchenbehörde in Freiburg, mit dem Stiftungsrat der Kirchengemeinde sowie der politischen Gemeindeverwaltung, Hochw. Herr Pfarrer Jonas Fillinger, dem die Seelsorge seit 1947 obliegt, den Erweiterungsbau der Kirche durchzusetzen. Die Pläne hierfür wurden von Herrn Reg.-Baurat Prof. Elsässer, Durlach, ausgearbeitet.
Nach dem Weißen Sonntag 1953 wurde mit den erforderlichen Vorarbeiten begonnen. Zunächst wurde das große Steinkreuz vom Grabmal des HH. Pfarrers Steinbach, welches vor dem Kirchenportal stand, abgetragen und zur Erinnerung im neuen Teil des Friedhofes wieder aufgestellt. Ebenso mussten zwei Kastanienbäume, mit einem Stammdurchmesser von 1,60m, die das Hauptportal mit Kirchturm rechts und links flankierten, umgelegt werden. Da diese prächtigen alten Bäume mit ihren weit ausladenden Kronen unter Naturschutz standen, musste zunächst die untere Verwaltungsbehörde eingeschaltet werden. Die Genehmigung wurde erteilt, da festgestellt worden war, dass diese Kastanienbäume morsch waren. Mit zwei schweren Kranwagen half eine in Ettlingen stationierte Pioniereinheit der Amerikaner kostenlos, diese Aufgabe zu bewältigen.
Aber nicht nur die Amerikaner halfen Kosten sparen! Es muss hier lobenswert erwähnt werden, dass auch viele Stupfericher Bürger Hochw. Herrn Pfarrer Fillinger, besonders bei Abbrucharbeiten, nach Feierabend durch kostenlose Mithilfe unterstützten. Die organisierte Pfarrjugend führte unter der damaligen Leitung ihres Pfarrjugendführers Horst Schade in der Turnhalle Stupferich den als Laienspiel umgearbeiteten „Freischütz“ auf. Dieses Spiel, welches mehrmals aufgeführt wurde, erbrachte der Kirchengemeinde für den Kirchenneubau die stattliche Summe von 2.500,00 DM, welche Herrn Pfarrer Fillinger übergeben werden konnte. Die anderen in Stupferich ansässigen Vereine taten dasselbe, indem sie nach ihren Veranstaltungen den Reinerlös für den Kirchenneubau stifteten.

Der Erweiterungsbau der Kirche wurde im Sommer des Jahres 1955 beendet. Die feierliche Weihe der Kirche fand am 25.09.1955 statt. Den Weiheakt führte HH. Weihbischof Olbert, Freiburg, durch. Die Neubaukosten beliefen sich auch 220.000,00DM. Die Kirche erfuhr ihre Erweiterung dergestalt, indem man das alte Langhaus von 1760 um 2,0m verlängerte und daran ein Querschiff mit geräumigen Chor und unterkellerter Sakristei anbaute. Das neue Querschiff bietet 210 Kirchenbesuchern zusätzlich Sitzgelegenheit.

Bauweise und Ausstattung der Kirche
Unsere Kirche ist eine Chorturmkirche. Der Eingang liegt an der Ostseite im Turm. Der Eingang zum Langhaus führt durch eine spitzbogige Öffnung. Eine zweite Bauperiode fügte, wahrscheinlich nach vorheriger Verbreiterung des Langhauses einen polygonal geschlossenen Chor im Westen hinzu. An der Nordwand des Langhauses befindet sich ein eingemauerter Schlussstein, der die Halbfigur eines Engels mit Kreuz und Buch darstellt. Dieser Stein gehört wahrscheinlich zum alten Westchor und stammt aus dem 15./16. Jahrhundert. Beim Neuaufbau der Kirche im Jahr 1759 wurde der alte Grundriss benutzt. Der Turm befindet sich im Osten, an dem sich ein einschiffiges Langhaus anschließt. Den Abschluss bildet ein eingezogener Westchor, von einem Joch mit dreiseitigem Schluss und angeschlossener, auf quadratischem Grundriss aufgebauter, niedriger Sakristei.
An der Ostseite befindet sich ein rundbogiger Eingang mit dem Jesuitenzeichen und der Jahreszahl 1759. Die Turmhalle zeigt in ihrem Inneren Kreuzgewölbe, dessen Grate sich nach der Mitte zu verlieren. Ebenso zeigt der Westchor in seiner Decke ein rechteckiges Querjoch mit korbartiger Tonne, das mit zwei Stichkappen überwölbt ist. An den drei Seiten des polygonalen Schlusses finden sich Stichkappen, zwischen denen je eine nach der Mitte zu breiter werdende gratartige Einsattelungen vermittelt. Der Turm (Pyramidenhelm) ist mit Schiefer gedeckt, aus einem Viereck ins Achteck übergehend. In der Höhe des ersten Obergeschosses verläuft am Turm ein flaches Plattengesims; darüber folgen Kreisfenster und über diesen rundbogige Schallöffnungen. Die Fenster am Langhaus und Chor haben segmentförmigen Sturz. Türen und Fenster sind aus Haustein gefertigt.

Altäre:
Betritt man die Kirche, so fällt dem Besucher sofort der Hochaltar mit den beiden Seitenaltären ins Auge:
Hochaltar: Für diesen stiftete Markgraf Georg von Baden 1763 drei „Carolins“. In der offenen Mittelnische hängt unter Lambrequins eine Krone, darunter ein beiderseits geraffter Vorhang als rückwärtige Umrahmung für die weiter vorn stehende Gestalt des Hl. Cyriakus, der in seiner Linken ein Schwert hält. Sein Blick ist nach oben gerichtet. Zu seinen Füßen ist ein Pelikan im Nest mit drei Jungen. In der linken Nische steht der Hl. Johannes von Nepomuk, das Kruzifix betrachtend. In der rechten Nische, der Hl. Franziskus Xaverius, sich anschickend einen Farbigen zu taufen. An der linken und rechten Flanke des Retabelaufbaues sieht man je einen rundbogigen Durchgang. Über dem linken Durchgang sieht man die Figur des Hl. Sebastian, über dem rechten eine Figur, den Hl. Wendelin darstellend. Bei der Betrachtung dieses Hochaltars, dessen Anordnung der Figuren um die Hauptgestalt des Hl. Cyriakus sehr günstig getroffen wurde, überkommt den Betrachter dieses Altars wohltuende Ruhe.
Der linke Seitenaltar, wahrscheinlich aus dem Jahr 1679, ist in einem Visitationsprotokoll des Ettlinger Jesuitenkollegs vom Jahr 1683 als „altareunumconsecratum“ genannt. Nach dem Protokoll wurde dieser Altar von einem Durlacher Bürger dieser Kirche geschenkt. Der Altar zeigt eine „Aedicula“ mit gebrochenem Giebel. Darüber befindet sich ein flammendes Herz. Der Schmuck zeigt heute in der Mitte die „Immaculata“, links den Hl. Josef und rechts den Hl. Antonius von Padua mit dem Christuskinde. In der Farbabstimmung passt das Bild gut zur gesamten Anordnung des Altars. Das im Visitationsprotokoll erwähnte Gemälde wurde heraus genommen und befand sich zunächst im Pfarrhaus zur Aufbewahrung. Es handelt sich bei diesem Gemälde um das „Passauer Gnadenbild“ in der „Maria-Hilf-Kirche“. Es ist eine Wiederholung des in der Stadtpfarrkirche zu Innsbruck befindlichen Gemäldes von Lucas Cranach und zeigt das Jesuskind, die Mutter umhalsend. Rechts oben die Aufschrift:
„Francis A. …yerBallmeyster: Aus Bayern Gebürtig. Vereret in Dises Löbliche GotshausStupriechdisesBilt / Anno 1679“
Der rechte Altar stammt aus dem Jahr 1700 und dürfte mit dem 1701 im Visitationsprotokoll erwähnten „altare non consecratum“ identisch sein. Er besitzt statt der seitlichen Zierstücke akanthusverzierte Konsolen, ebenso eine Aedicula mit gebrochenem Giebel, darüber im vergoldeten Strahlenkranz das Symbol der Hl. Dreifaltigkeit.

An der Decke des Langhauses zeigt ein Gemälde Jesus am Ölberg betend, bei ihm die schlafenden Jünger. Die Chorempore, auf der sich auch die Orgel befindet, wird in der Breite des Turms von je zwei Säulen links und rechts getragen. Die Orgel selbst ist ein Bauwerk aus dem Jahre 1814. Sie wurde für die Kirche von der Firma „Stiefel“ in Rastatt erbaut, besitzt nur ein Manual mit Schleiftaste für die Bässe und steht unter Denkmalschutz. Sie besitzt erst seit neuester Zeit ein elektrisches Werk.

Die Glocken haben ihre besondere Geschichte. Die alten Glocken schluckte der erste Weltkrieg. Nach diesem wurden neue Glocken angeschafft. 1942 wurden diese für den zweiten Weltkrieg geopfert. Nach Beendigung desselben brachte der Opfersinn der Ortsbewohner die Beträge auf, die zur Anschaffung neuer Glocken erforderlich waren. So wurde die „große Glocke“ von der Firma Pius Becker-Söhne, Möbelwerk Stupferich, gestiftet. Um die Mittel zur Beschaffung der anderen Glocken aufzubringen, wurde auf Initiative von HH. Pfarrer Fillinger am 03. Juli 1955 auf dem Sportgelände des FC Frankonia ein Kirchenbazar durchgeführt. Leitung und Durchführung desselben wurde dem damaligen 1. Vorsitzenden des Fußballclubs, Gemeinderat Artur Weiler, übertragen. Die hiesigen Schreiner und Zimmerleute erstellten unter Leitung des Zimmermanns Anton Doll, Stupferich, ein Festzelt im Ausmaß 20 x 10 m, zu dem die Gemeindeverwaltung unentgeltlich die Stangen zur Verfügung stellte. Um einen Erfolg des Bazars zu gewährleisten, wurde wiederum an die Spendefreudigkeit der Stupfericher Bevölkerung appelliert. Gutspächter Hotel, Batzenhof, stiftete ein Schwein. Von der Stupfericher Landfrauenvereinigung wurden 8,8 Zentner Weizen aufgebracht, während weitere Stupfericher Bürgerinnen 40 Torten und Kuchen dem Bazar zur Verfügung stellten. Weiterhin wurde an die Öffentlichkeit appelliert, Gegenstände für eine Tombola zu spenden. 1000 wertvolle Gegenstände konnten für die Tombola gesammelt werden. Wegen ungünstiger Witterung (Gewitter mit Regen, der alles unter Wasser setzte) konnte dieser Bazar nicht den Erfolg erzielen, den man sich eigentlich erhofft hatte. Aus dem Verkauf von Kuchen, Wein, Würstchen, Brezeln und Wecken konnte ein Reinerlös von 4.334,04DM erzielt werden. Der Glückshafen (Tombola) erbrachte 1.771,60DM. Als Gesamterlös wurde nach Abschluss des Bazars der Betrag von 6.105,64DM HH. Pfarrer Fillinger übergeben.

Die Seitenaltäre wurden in der alten, barocken Farbgebung renoviert und im Querschiff aufgestellt. Ebenso wurde die oben schon genannte Kopie des „Passauer Gnadenbildes“, die sich früher im linken Seitenaltar befand und bis zum Umbau der Kirche im Pfarrhaus aufbewahrt worden war, wieder in diesen Altar eingesetzt, so dass der Zustand des Altars von 1679 wieder hergestellt worden ist.

Der Taufstein, wohl das älteste Stück der Kirche (um 1500), hat seinen Platz inzwischen unter der Empore im Mittelgang gefunden. Er besitzt die Form eines Kelches mit gedrehter Kehlung an Schaft und Becken. Seine Form ist die eines Achtecks.

Zwei neue Beichtstühle sind formschön und harmonisch im Querschiff eingebaut. Der Hochaltar wurde ebenfalls in seinem ursprünglichen, barocken Farbreichtum wieder errichtet. Die Kanzel, in barocker Farbtönung wie ursprünglich, wurde am Ende der Südwand angebracht. Für den Kunsthistoriker sei hier erwähnt, dass bei der Restauration sämtlicher Altäre 5 – 6 Schichten von Übermalungen abgetragen werden mussten, um den ursprünglichen barocken Farbton freizulegen.

Ein mit roten Kunststeinplatten belegter Mittelgang, der sich der barocken Farbfreudigkeit der Altäre und Kanzel anpasst, gabelt sich am Ende des Langhauses nach links und rechts in zwei Gänge, welche um das ganze Querschiff herumführen. Ebenso befindet sich im Langhaus neben dem Mittelgang an der Nord- und Südseite je ein weiterer Seitengang. Durch diese Neuordnung der Seitengänge im Querschiff und Langhaus kann der Kirchenbesucher von jeweils zwei Seiten bequem seinen Sitzplatz einnehmen.

Die erweiterte Kirche misst in ihrer Längsachse 38,30m, während die bisherige Länge vom Osteingang über das Langhaus mit Westchor und Sakristei rund 25m betragen hatte. Obwohl diese neuzeitliche Anlage der Kirchenerweiterung von dem Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit und Flächenausnutzung auf denkbar kleinstem Raum ausging, stört die Neuanlage nicht im Geringsten, da sie als ein, man könnte fast sagen, harmonisches Ganzes auf den Baustil der alten Kirche abgestimmt ist. Die Kirche bietet nach ihrer Erweiterung in ihrer Gesamtanlage 550 Besuchern Platz.

Quelle: Ortsgeschichte Stupferich, Horst Schade
Erscheinungsjahr: 1986