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Ökumenisches Glaubensgespräch 2023 in Grötzingen

Bewahrung der Schöpfung

Über 40 Teilnehmende haben sich am vergangenen Mittwoch in der ev.-meth. Christuskapelle eingefunden, um über das Thema „Wir sitzen alle in (s)einem Boot“ nachzudenken.

Eine erste Gesprächsgruppe nahm uns vom Sofa aus mit in verschiedene Fragen, eine davon: „Was bete ich eigentlich an – den Schöpfer oder die Schöpfung?“ Dass die Antwort nicht ganz einfach ist, kann man sich denken. Vor allem, seit die westliche Welt unabhängig der Religionszugehörigkeit  sich mit den Fragen von Umweltzerstörung und Klimawandel auseinandersetzt.

An Tischgruppen wurden anschließend zwei Bibeltexte diskutiert. Der erste ist wohl allen sehr gut bekannt: Im 1. Buch Mose (Genesis 1, 24 - 28) erhält der Mensch den Auftrag, die Schöpfung Gottes in Besitz zu nehmen und zu beherrschen. Dieser Text hatte eine problematische Wirkungsgeschichte, die sich vor allem seit der Industrialisierung  und weltweitem Bevölkerungswachstum verheerend ausgewirkt hat: Im Vordergrund des Handelns stand der Gedanke des „Herrschens“. Der Ausbeute von Ressourcen wurde Tor und Tür geöffnet, wohingegen das „Besitzen und Teilen“, was uns eher dazu anhält, mit den Gaben der Erde sorgsam umzugehen, in den Hintergrund trat.

Interessant war jedoch auch die Ansicht aus dem Prediger Salomo (Koholet 3, 10 - 12):
Als Ausgleich für die Plage der Arbeit, die Gott dem Menschen aufgebürdet hat, hat er ihm die Erde gegeben, damit er es sich gut gehen lassen kann.
An den Tischen wurde darum auch die Frage bewegt: Ist die Bibel hilfreich für einen schonenden Umgang mit der Natur?

Und noch eine weitere Sofa-Runde erinnerte ein ganz klein wenig an allabendliche Fernsehformate: Hier hatte eine engagierte Vierergruppe Gelegenheit, sich über ihre theologischen und nichttheologischen, persönlichen Beweggründe auszutauschen, sich für die Natur/die Schöpfung zu engagieren. Dabei wurde z. B. klar, dass die Bibel alles verurteilt, was mit Habsucht und Gier zu tun hat. Immer wieder wird die Mäßigung angemahnt, der vernünftige Umgang sowie das Teilen. Bei der Umsetzung der Nächstenliebe geht es nicht nur um Feinde – nein, es ist die gesamte Schöpfung mit einbezogen! Und auch ein nichtkirchlicher Vertreter aus der Naturtreff in Grötzingen kam zu Wort, der seiner Empörung darüber Luft machte, dass die westliche Welt zwar groß im Verschwenden sei, aber wider besseres Wissen quasi untätig, die zerstörerischen Abläufe zu unterbrechen und zu verändern.

Am Ende des Abends stand unter anderem die Erkenntnis, dass es nicht um die Frage geht, ob der Planet Erde weiterbesteht. Daran besteht im Prinzip kein Zweifel. Aber es geht um die Frage, ob der Mensch auf ihm noch einen Lebensraum besitzen wird. Alle hatten am Schluss noch Zeit, sich zu überlegen, was sie persönlich an neuen Impulsen mitnehmen und auch, was sie konkret für sich in den eigenen Alltag tragen möchten. Den eigenen Lebenstil zu überdenken – vielleicht  zu verändern - oder sogar, sich konkret in gemeinschaftlichen Aktivitäten einzubringen, dürfte in Grötzingen kein Problem sein!

                                                                                                                                   Heike Friedrich, EmK

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