Dreikönigssingen 2021

Kindern Halt geben! - in der Ukraine und weltweit!

Die Ukraine ist ein Staat in Osteuropa. Nach Russland ist sie mit einer Fläche von 602.550 Quadratkilometern das größte Land Europas. Die ukrainische Hauptstadt ist Kiew. Dort leben rund 2,9 Millionen Menschen. Weitere große Städte mit mehr als einer Million Einwohnern sind Charkiw, Odessa, Dnipro und Donezk.
Knapp 42 Millionen Menschen leben in der Ukraine. Mehr als zwei Drittel der Ukrainer sind orthodoxe Christen. Rund zehn Prozent der Bevölkerung sind griechisch-katholisch, etwa zwei Prozent römischkatholisch.
Nach Angaben der Weltbank gehört die Ukraine zu den Staaten weltweit, aus denen die meisten Menschen aus Arbeitsgründen emigrieren. Armut, mangelnde Einkommensmöglichkeiten und zu niedrige Gehälter bringen viele Ukrainer dazu, sich in anderen Ländern eine Arbeit zu suchen. Die Internationale Arbeitsorganisation schätzt, dass mehr als 1,5 Millionen Ukrainer im Ausland arbeiten.

Die Geschwister Nastia (9) und Kola (10) sind auf dem diesjährigen Plakat zur Sternsingeraktion zu sehen. Zusammen mit ihren Eltern wohnen sie in einem kleinen Dorf in der Westukraine. Nastia ist eine begabte Turnerin, regelmäßig geht sie zum Training. Doch seit einiger Zeit macht ihr das Turnen nicht mehr so viel Spaß. Es fehlt ihr Lieblingstrainer: „Mein Papa!“<br/>Ihr Vater Ivan lebt und arbeitet in Polen, fast 1.000 Kilometer von seinem ukrainischen Heimatdorf und seiner Familie entfernt.<br/>„Ich vermisse Papa, besonders beim Sport“, sagt Nastia. „Mir fehlt aber auch, dass wir nicht mehr mit ihm angeln gehen können.“
Nastia und Kola wissen, warum ihr Vater nach Polen gegangen ist. „Papa muss Geld verdienen, um uns Sachen kaufen zu können. Essen, Kleidung und so“, sagt Nastia.

Auch der empfindsame Kola vermisst seinen Vater oft. Er versteht, warum er weg ist, aber das hilft nicht gegen die Sehnsucht.
Am liebsten geht er mit seinem Vater angeln und setzt etwas verschämt hinzu: „Ich kuschele auch gern mit ihm. Aber das geht ja jetzt nicht.“
Nachmittags verbringen Nastia und Kola ihre Zeit im Caritas-Zentrum im nahe gelegenen Städtchen Kolomyja, das von den Sternsingern unterstützt wird.

Maxim (11) wächst ohne beide Eltern bei seiner Großmutter Anna auf. Seine Mutter arbeitet als Köchin in Polen, sein Vater ist in Russland.
„Am meisten vermisse ich sie beim Spazierengehen“, sagt Maxim.
Über Vater und Mutter spricht Maxim nur mit wenigen Menschen gern, er hat sie seit gut einem Jahr nicht mehr gesehen. Zu Weihnachten sollten sie kommen, aber „es gab Schwierigkeiten mit den Papieren“, erläutert er. „Vielleicht kommen sie im Sommer.“

Großmutter Anna (55) kümmert sich seit mehreren Jahren um ihre Enkelkinder Maxim, Tatjana und Denis, obwohl sie selbst arbeitet. Auch wenn die Tochter regelmäßig Geld schickt, muss Anna dazuverdienen, damit die Familie über die Runden kommt.
Anna hat gleich zwei Jobs: als Aushilfsköchin und in einer Fabrik.
„Ich bin streng“, sagt sie lächelnd, dennoch gehen auch die 14-jährige Tetjana und der 15-jährige Denis liebevoll mit ihrer Großmutter um.

Nachmittags besucht Maxim ein Caritas-Kinderzentrum, das auch von den Sternsingern unterstützt wird. Hier macht er seine Hausaufgaben, spielt und bastelt, hilft anderen, lacht und scherzt. Am liebsten spielt Maxim mit anderen Kindern Schach.
Maxim ist beliebt und unterhält sich gern, auch mit Menschen, die er nicht gut kennt. Doch wenn es um seine Eltern geht, wird er wortkarg.

„Die Kinder der Arbeitsmigranten brauchen Liebe, Fürsorge und Unterstützung“, sagt Natalja Hryhortschuk, Leiterin des Kinderzentrums.
„Die Kinder haben auch Ängste, etwa verlassen zu werden oder allein zu bleiben. Was meiner Meinung nach am Wichtigsten ist, damit ein Kind gut aufwächst? Ganz klar Lubov – Liebe! Diese Liebe kann viele Formen annehmen und sich in unterschiedlichen Beziehungen ausdrücken.“

Psychologin Mariana Popowytsch bietet Gruppen- und Einzeltherapien an. Besonders beliebt sind ihre Runden mit Kindern und Eltern oder Großeltern. Sie stärken mit spielerisch-kreativen Elementen das Gemeinsamkeitsgefühl.
„Die Kinder der Arbeitsmigranten unterscheiden sich in ihrem Verhalten eigentlich nicht von anderen Kindern. Sie lieben ihre Eltern und gehen davon aus, dass Sie zurückkehren. Doch bis dahin sind sie einsamer als die Kinder aus den armen Familien, deren Eltern hier sind.

Die Kinder dürfen sich aussuchen, wie sie von den Betreuerinnen begrüßt oder verabschiedet werden wollen – zum Beispiel mit einer Umarmung, oder per Handschlag.

Jeden Samstag kochen die Kinder und essen anschließend gemeinsam.
Das Caritas-Zentrum in der westukrainischen Kleinstadt Kolomyja ist eines von insgesamt elf Kinderzentren, die mit Hilfe der Sternsinger landesweit Kinder und Jugendliche unterstützen.
Es bietet Aktivitäten für Kinder und junge Erwachsene an. Mehr als 40 Kinder zwischen sechs und 13 Jahren aus schwierigen sozialen Verhältnissen verbringen hier ihre Nachmittage.

Die Corona-Pandemie brachte das öffentliche Leben auch in der Ukraine weitgehend zum Erliegen. Das Virus wirbelte nicht nur das Leben der Kinder und Jugendlichen in Deutschland durcheinander, sondern auch das der Geschwister Nastia und Kola, Maxim und aller anderen Kinder in der Ukraine: Ihre Schulen wurden geschlossen, Ausgangssperren verhängt, und die elf Caritas-Kinderzentren im Land mussten Mitte März ihre Türen schließen. Ausflüge und Ferienfreizeiten wurden wegen der Ansteckungsgefahr abgesagt.