Dreikönigssingen 2016

Respekt für dich, für mich, für andere - in Bolivien und weltweit

Cristóbal (10) und Ronald (12) leben in der Großstadt El Alto in Bolivien. Die beiden spielen zusammen Fußball im Projekt „Palliri“, das mit Sternsinger-Spenden unterstützt wird.
Dort lernen sie Durchhaltevermögen, Teamgeist und einen respektvollen Umgang. Zusammen mit anderen Kindern und Jugendlichen erfahren sie, dass Freundschaft und Respekt keine Frage der Herkunft sind.
Das Projekt «Palliri» ist in El Alto beheimatet, eine im bolivianischen Hochland gelegene Millionenstadt, die direkt an La Paz grenzt. Seit 22 Jahren kümmert es sich um 400 Kinder und Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen. Verschiedene Angebote sorgen dafür, dass die Kinder und Jugendlichen ihre Herkunft nicht vergessen und auch lernen, stolz darauf zu sein.
Ziel ist es, Familien in ihrer Erziehungsaufgabe zu stärken, Kindern und Jugendlichen einen geschützten Rahmen für ihre Entwicklung zu bieten und ihnen eine Chance zu geben, zu verantwortungsvollen Bürgerinnen und Bürger heranzuwachsen.

Bolivien
Bolivien ist genauso vielfältig wie seine Bevölkerung: 36 verschiedene Volksgruppen leben in dem südamerikanischen Land, in dem es neben Tropen, einem riesigen Salzsee und einer rauen Hochebene auch den höchstgelegenen schiffbaren See der Erde gibt, den Titicacasee.
Im Osten des Landes liegt das bolivianische Tiefland. Es wird «Oriente» genannt. Dort ist es heiß – man befindet sich in den Tropen. Dieser Teil des Landes ist dünn besiedelt. In den Tälern, die sich daran anschließen und auf 350 bis 3500m Höhe liegen, herrscht ein gemäßigtes Klima vor. Der Boden ist der fruchtbarste in ganz Bolivien.
Das bolivianische Hochland, genannt «Altiplano» erstreckt sich auf durchschnittlich 4000m Höhe. Es ist umgeben von zwei Bergketten, deren Gipfel über 6000m in den Himmel ragen. In dieser Höhe kann es vor allem in der Nacht bitter kalt werden. Landwirtschaft zu betreiben, ist eine große Herausforderung. Viele setzen auf den Anbau von Kartoffeln. In Bolivien gibt es mehrere hundert Kartoffelsorten und viele verschiedene Arten diese zuzubereiten.

El Alto
Rund eine Million Menschen leben in El Alto. Die Stadt verdankt ihren Namen der Lage auf 4.100 Metern Höhe. Viele Familien ziehen vom Land hierher, in der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen, Bildungs- und Arbeitsperspektiven.
El Alto wirkt eher ärmlich, da sich hier überproportional viele einkommensschwache Bevölkerungsteile mit ländlichem Hintergrund ansiedeln, die sich keinen Wohnraum im klimatisch wesentlich angenehmeren La Paz leisten können.
Mehr als 70 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, 88 Prozent der Menschen sind Analphabeten bzw. verfügen nur über geringe Schreib- und Lesefertigkeiten. Immer noch haben die meisten Wohnviertel weder einen Wasser- noch einen Stromanschluss.

Altiplano – die Hochebene
Das Altiplano ist eine riesige, karge Hochebene im Westen Boliviens. Sie liegt zwischen den Hochgebirgsketten der Anden, dem Titicacasee im Norden und dem Salzsee im Süden. Die Menschen hier leben in sehr einfachen Verhältnissen, vor allem von Tierhaltung und Ackerbau.
Von Mai bis Oktober herrscht Trockenzeit auf dem Altiplano. Die Regenzeit fällt in die Monate November bis April.
Es gibt kaum befestigte Straßen.
Viele Menschen wandern heute aus dem Altiplano in die Städte ab.

Bevölkerung
Obwohl Bolivien dreimal so groß ist wie Deutschland, leben hier nur rund zehn Millionen Menschen. Die größten Volksgruppen heißen Quechua, Aymara und Guaraní. Zwei Drittel der Bolivianer leben in Städten, konzentriert auf La Paz, El Alto, Cochabamba und Santa Cruz. Jedes Jahr wächst die Stadtbevölkerung um zwei Prozent.

Bolivien ist ein sehr junges Land: Mehr als 40 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 18 Jahre, jeder zehnte Einwohner ist sogar jünger als fünf Jahre. Die Lebenserwartung der Bolivianer ist seit 1970 von 46 auf 67 Jahre gestiegen.

Abwanderung
Bolivien zählt zu den ärmsten Ländern Südamerikas. Vor allem auf dem Land gibt es kaum Arbeit; medizinische Versorgung finden die Menschen oft nur in den Städten, die Wege zu den Grundschulen sind sehr weit, und weiterführende Schulen gibt es kaum.
Viele Familien ziehen vom Land in die Stadt, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Die Großeltern bleiben meist auf dem Land und führen weiterhin ein traditionelles Leben, hüten Tiere und betreiben Ackerbau. Ihre Kinder und Enkelkinder besuchen sie, so oft es geht.

Der Palliri-Kindergarten
120 Kinder zwischen acht Monaten und fünf Jahren besuchen den Palliri-Kindergarten. Hier werden sie rund um die Uhr liebevoll betreut und lernen viel über ihre Vorfahren.
Seit 22 Jahren gibt es die Einrichtung mitten in der Millionenstadt El Alto. Elf Erzieherinnen kümmern sich um die Kinder. Zwei Köchinnen bereiten täglich Frühstück, Mittagessen und gesunde Zwischenmahlzeiten für die Jungen und Mädchen zu.
Einmal jährlich können Eltern ihren Nachwuchs für das neue Kindergartenjahr anmelden. Manchmal kommen sie von weither, und die Warteschlange ist lang, denn die Einrichtung genießt einen guten Ruf. Oft ist es bereits die zweite Generation einer Familie, die im Kindergarten betreut wird.
In den Kindergärten und Schulen in Bolivien und vielen anderen Ländern ist es üblich, dass die Kinder Uniformen tragen. So wird der Zusammenhalt gestärkt, und man kann nicht auf den ersten Blick sehen, wer sich keine teure Kleidung leisten kann. Das hilft gegen Ausgrenzung.

Das Palliri-Kinder- und Jugendzentrum
Im Kinder- und Jugendzentrum der Stiftung Palliri in El Alto bekommen 215 Kinder und Jugendliche regelmäßig eine warme Mahlzeit. Hier können sie auch spielen und ihre Hausaufgaben machen. Sozialarbeiter und Psychologen kümmern sich liebevoll um sie.
Auch die Eltern werden in die Arbeit eingebunden und regelmäßig zur sogenannten Elternschule eingeladen, wo sie bei Vorträgen und Diskussionsrunden selbst viel lernen.
In der Bibliothek kann man Bücher ausleihen und es gibt Computer, an denen man im Internet recherchieren kann. Was für uns in Deutschland überhaupt nicht außergewöhnlich klingt, ist im bolivianischen El Alto ein besonderes Freizeitangebot und gar nicht alltäglich.

Die Palliri-Fußballschule
Seit 2007 gibt es die Palliri - Fußballschule in El Alto. Ihr Motto: Sportmöglichkeiten schaffen und durch das Fußballtraining Werte vermitteln – Fair Play, Teamgeist, Durchhaltevermögen. Es sind Werte, die Kindern und Jugendlichen aus schwierigen sozialen Verhältnissen auch im Alltag helfen, sich vor Kriminalität, Drogen- und Alkoholmissbrauch zu schützen und die Schule nicht vorzeitig abzubrechen.
Rund 100 Jungen und Mädchen zwischen sechs und 16 Jahren trainieren regelmäßig in der Fußballschule.

Kinderarbeit

„Respekt für Dich, für mich, für andere“

Bei allem, was das Palliri-Projekt leistet: es ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Etwa 850.000 Minderjährige in Bolivien arbeiten. Das ist fast jedes dritte Kind.
Im Juli 2014 trat ein neues Gesetzt in Kraft, das Kinderarbeit schon ab dem zehnten Lebensjahr erlaubt. Es ist weltweit das erste Gesetz, das unter maßgeblicher Beteiligung von Kindern entstanden ist. In Bolivien sind mehr als 10.000 minderjährige Arbeiter in Kindergewerkschaften organisiert, die sich vehement für ein Recht auf Arbeit eingesetzt haben.
Das neue Gesetz soll Kinderarbeit nicht verbieten, sondern arbeitenden Jungen und Mädchen Rechte und Schutz zugestehen.

Auch, wenn es für uns unverständlich wirkt: vor Ort ist auch dieses ein Zeichen von Respekt den Kindern gegenüber.