Dreikönigssingen 2015

Gesunde Ernährung für Kinder auf den Philippinen und weltweit

Jerec, der euch in diesem Jahr von unserem Aktionsplakat so freundlich anlacht, ist elf Jahre alt. Mit seinen Eltern und vier Geschwistern lebt er in einer einfachen Hütte in Lobaton, einem kleinen Dorf im Norden der Philippinen-Insel Negros.
Jerecs Vater arbeitet gemeinsam mit dem ältesten Sohn als Saisonarbeiter auf den Zuckerrohrfeldern der Insel, außerhalb der Saison verkaufen sie Fisch. Die Familie hat einen kleinen Garten, in dem Papayas, Bohnen und andere Obst- und Gemüsesorten wachsen.

Jedes dritte Kind auf den Philippinen ist mangelernährt. Viele Familien können eine gesunde Ernährung für ihre Kinder nicht bezahlen. So gibt es täglich Reis, der zwar satt macht, aber nicht genügend Nährstoffe liefert.

Die Philippinen
Die Philippinen sind eine Inselgruppe im Pazifischen Ozean. Sie liegen zwischen Australien und China und bestehen aus über 7.000 Inseln. Davon sind allerdings nur 860 bewohnt. Die größte Insel ist Luzon im Nordwesten, auf der auch die Hauptstadt Manila liegt.
Auf den Philippinen gibt es 170 Sprachen und Dialekte. Die Sprache Filipino ist am weitesten verbreitet und gilt neben Englisch als Amtssprache. Sie ist ein Ableger der Sprache Tagalog, die vor allem in der Hauptstadt Manila und im Norden der Philippinen gesprochen wird.

Die Philippinen sind ein fruchtbares Land: Angebaut werden etwa Reis, Mangos, Kokosnüsse und Bananen. Doch ein Viertel der philippinischen Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Vor allem die Kinder sind davon betroffen. Die Folgen für die Menschen sind vielfältig: Krankheiten, Mangelernährung, Drogenabhängigkeit, Kriminalität.
Viele suchen daher in anderen Ländern Arbeit.

Gemüse auf dem Stundenplan
Morgengebet, Nationalhymne, Frühsport, Schulgelände aufräumen – so beginnt morgens der Schultag in der Suarez-Schule. Zu den 327 Schülern gehört auch Jerec, der Junge von unserem Aktionsplakat. Während die Kinder ordentlich ihre Flip-Flops vor dem Klassenzimmer aufreihen und barfuß in den Unterricht gehen, bleibt Schulziege Mimi allein auf dem Schulhof zurück.
Neben Mathe, Sprache oder Geschichte haben die Kinder in der Suarez-Schule noch ein ganz besonderes Schulfach: gesunde Ernährung! Lehrerin Gia Condes erklärt den Schülern zum Beispiel, wie man die Papaya-Frucht anbaut und erntet und wie man sie schält. All das können die Schüler auch praktisch anwenden: Denn im Schulgarten bauen sie selbst Obst und Gemüse an. Eltern bereiten aus der Ernte täglich eine ausgewogene und gesunde Schulmahlzeit für die Kinder zu.

Vom Garten direkt auf den Teller
Jerec hilft gerne bei der Gartenarbeit: „Die Schule macht mir großen Spaß, vor allem der Gartenunterricht. Später möchte ich selbst Lehrer werden und alle Fächer unterrichten“, erzählt der 11-Jährige. In der sechsten Klasse haben die Schüler gerade gelernt, dass sie viel Früchte, Gemüse und Fisch essen sollen, weil das gesund ist.
Im schuleigenen Garten lernen die Sechstklässler, wie man Mango- und Jackfruchtbäume sowie zahlreiche Gemüsesorten so pflegt, dass sie eine gute Ernte bringen. Unter Anleitung der Lehrer säen, gießen und ernten die Jungen und Mädchen. Sie kümmern sich um einen Komposthaufen, haben eine eigene Regenwurmzucht, die für einen lockeren Boden sorgt, und einen medizinischen Garten, in dem zahlreiche Heilkräuter wachsen. Ihr Wissen bringen die Kinder mit nach Hause, sodass auch die Familien davon profitieren. „Zuhause haben wir auch einen Garten, da wachsen Bohnen und Papayas. Ich helfe meiner Mama oft im Garten und beim Kochen“, sagt Jerec.

Leben auf dem Müll
Meterhoch gestapelte Müllsäcke, beißender Geruch, unzählige Fliegen und Ratten – seit den 1950er Jahren ist im Hafenviertel der philippinischen Hauptstadt Manila eine riesige Mülldeponie entstanden. Hier landet der gesamte Müll der riesigen Region. Wo einst ein kleines Fischerdorf stand, leben heute mehrere tausend Familien in einfachen Wellblechhütten ohne Strom und fließend Wasser.
Mitten im Zentrum der „Müllstadt“ liegt das Haus der Stiftung „Tulay ng Kabataan“, die 1998 von einem Jesuitenpater gegründet wurde. „Brücke für Kinder“ lautet die Übersetzung des Namens aus der philippinischen Sprache Tagalog. Die Stiftung hat es sich zum Ziel gemacht, die Lebenssituation der Kinder zu verbessern. Sie sorgt für ausgewogene Ernährung, medizinische Versorgung und Bildung der Kinder.
Dreimal täglich wird auf einer offenen Feuerstelle für jeweils 150 Kinder gekocht. Wichtig ist Projektleiterin Gloria Recio dabei nicht nur, dass die Jungen und Mädchen satt werden, sondern auch, dass sie ausgewogen und gesund essen. Deswegen stehen neben Reis, Kartoffeln und Hülsenfrüchten auch Gemüse und Fisch auf dem Speiseplan.

Kinderkrippe schenkt Hoffnung
Eine Krankenschwester der Stiftung kontrolliert regelmäßig Größe, Gewicht und den allgemeinen Gesundheitszustand der Kinder. Jeden Samstag treffen sich die Mütter im Zentrum. Dann stehen Themen wie Erziehung, Schwangerschaft und Stillen oder Ernährungs- und Gesundheitsfragen auf dem Programm. Einige Mütter engagieren sich inzwischen auch als freiwillige Helfer beim Kochen und anderen Diensten.
„Als wir das Zentrum 2003 eröffnet haben, waren 98 Prozent der Kinder mangelernährt. Sie haben nicht gespielt und nicht gelacht“, erzählt Gloria Recio. „Heute sind es nur noch fünf Prozent.“ Im Zentrum bekommen die Kinder nicht nur Essen, hier können sie auch spielen und Hausaufgaben machen. Jede Woche besuchen die Mitarbeiter der Stiftung die Familien aber auch vor Ort auf der Mülldeponie und suchen gezielt nach mangel- und unterernährten Kindern.

Pastoral da Criança – mehr als „nur“ Ernährung
Vorsichtig hängen die Mitarbeiter der Pastoral da Criança (Kinderpastoral) ein kleines Mädchen in einem Tragegurt an die Waage. Drei Kilo fehlen ihr zum Normalgewicht. Auch beim anschließenden Messen liegt das Mädchen für ihr Alter fünf Zentimeter unter der Normalgröße. Beides deutet darauf hin: Das Kind ist unterernährt.
Das kleine Dorf Pili ist eine von 58 Gemeinden in der Diözese Iba, in denen die Pastoral da Criança mangel- und unterernährte Kinder sowie Schwangere und Mütter betreut. Neben Messen und Wiegen der Kinder gibt es bei den monatlichen Treffen Katechesen, Schulungen für die Mütter und ein gemeinsames Essen.
600 Ehrenamtliche in neun Diözesen engagieren sich auf den Philippinen in dem Projekt. Regelmäßig besuchen die Betreuer die Familien zuhause und schulen sie in Ernährung und Kochen, Hygiene und Gesundheitsvorsorge. Außerdem ermutigen sie die Mütter, ihre Babys zu stillen, da sie das weniger anfällig für Krankheiten macht.

Der jüngste Helfer
Christian ist der jüngste Betreuer der Pastoral daCriança auf den Philippinen. Regelmäßig besucht der 14-Jährige in seiner Freizeit die Familien in Subic, informiert sich über die Situation der Kinder und berät die Eltern.
In seiner Klasse ist Christian der beste Schüler. Später will er einmal Sozialarbeiter werden. „Vielleicht wird er eines Tages der Leiter der Pastoral da Criança“, sagt eine der Leiterinnen. Normalerweise wollten Jungen in dem Alter mit ihren Freunden spielen, doch bei ihm sei das anders.
„Manchmal ist es traurig zu sehen, wie schlecht es manchen Kindern geht“, sagt Christian. „Aber die Menschen sind froh, wenn ihnen jemand hilft.“

Im Jahr 2013 hat die Pastoral da Criança ihre Arbeit ausgeweitet. Zunächst wurden in 30 Pfarreien Multiplikatoren und Trainer ausgebildet und Materialien in die Landessprache Tagalog übersetzt. Künftig soll das Programm jährlich rund 3.600 mangel- und unterernährte Kinder erreichen.